Laut der aktuell von der Umzug AG veröffentlichten Marktstudie über den deutschen Umzugsmarkt sind im Jahr 2007 in Deutschland gut 8,4 Millionen Privatpersonen bzw. 12,1 % aller Haushalte umgezogen. Eine beachtliche Zahl, doch was steckt eigentlich hinter diesen Fakten?
Mobilität
Zwar scheinen die Deutschen damit relativ mobil zu sein, doch belegt die in ihrem Umfang bisher einzigartige Umzugsstudie, dass sie bei ihrem Umzug meist keine großen Entfernungen zurücklegen. Über die Hälfte der 1.000 im Interview befragten Studienteilnehmer plant, innerhalb der bisherigen Stadt umzuziehen (52 %). Weitere 20 % bleiben in der näheren Umgebung. Lediglich ein gutes Viertel (28 %) beabsichtigt, weiter weg zu ziehen. „Auch für einen neuen Job wird entgegen anders lautenden Meinungen eher selten der Wohnort gewechselt“, erklärt Jorg Mühlenberg, Vorstandsvorsitzender der Umzug AG. „Es führen bei weitem immer noch die Umzüge über kurze Distanzen, und die sind eben selten durch einen Arbeitsplatzwechsel bedingt.“
Martina R., 38, Grafik-Designerin aus Hannover bestätigt diesen Trend: „Ich kenne zwar einige, die in den letzten Jahren umgezogen sind, aber weiter weg ist fast keiner gezogen. Einen kenne ich, der für den Job nach Frankfurt gezogen ist. Alle anderen sind aus privaten Gründen umgezogen: in eine andere Wohnung, weil sie mit dem Partner zusammen leben wollten, in eine größere Wohnung, als das erste Kind kam, ins eigene Haus raus aufs Land, weil sie einen Garten wollten, oder in ein Haus mit Ladenlokal, weil sie sich selbständig gemacht haben.“
Kleinere und jüngere Haushalte sind die Spitzenreiter Menschen im Alter von 20 bis 40 Jahren führen die Umzugsstatistiken an. In dieser Altersgruppe sind Ein- und Drei-Personen-Haushalte überdurchschnittlich stark vertreten. Haushalte ziehen umso häufiger um, je weniger Personen sie umfassen. „Die durchschnittliche Haushaltsgröße eines typischen ‚Umzugshaushalts‘ beträgt 1,75 Personen“, so Mühlenberg.
Ein typisches Beispiel ist Malte F., 29, Diplom-Betriebswirt aus München: „Ich bin schon neun mal umgezogen, und ich kann jetzt schon mit Gewissheit sagen, dass da wohl noch einige Umzüge folgen werden. Ich habe nach dem Vordiplom die Uni gewechselt, war zwischendurch ein halbes Jahr im Ausland, habe nach dem Studium einen Job in einer anderen Stadt angefangen – da kommt schon einiges zusammen. Ich habe in mehreren WGs (Wohngemeinschaften) gelebt und miete jetzt schon die dritte Wohnung allein.“
Umziehen: der Deutschen liebstes Hobby? Bei der relativ hohen Umzugsquote von 12,1 % laut Umzugsstudie liegt die Vermutung nahe, dass die Deutschen gerne umziehen. „Weit gefehlt“, weiß Jorg Mühlenberg von der Umzug AG. „Die Motivationen der Umziehenden in Deutschland sind ganz unterschiedlich die mit einem Umzug verbundenen Gefühle auch. Bei den einen löst schon der Gedanke an einen möglichen Umzug Stress aus. Umzug bedeutet Arbeit, Planung, Schwitzen, Ungewohntes, Provisorien oder Chaos. Die anderen verbinden einen Umzug mit gänzlich positiven Attributen: Chancen, Veränderung, Neuanfang, frischer Windoder sogar Rettung. Rein aus Spaß an der Freud‘ zieht aber kaum einer um.“
Die verschiedenen Emotionen spiegeln auch diese Stimmen wider. Wolfgang G., 59, Bankangestellter aus Potsdam will möglichst nicht mehr umziehen: „Unser letzter Umzug vor drei Jahren hat mich total geschafft. Wir haben vorher über zehn Jahre in unserem alten Haus gewohnt. Da hat sich über die Jahre so viel angesammelt, auch von den Kindern. Das alles auszusortieren, wegzuwerfen bzw. einzupacken, war der reine Wahnsinn. Am Ende war ich so fertig, dass ich meiner Frau geschworen habe, so etwas nicht noch einmal zu machen.“
Im Gegensatz hierzu war der Umzug für Merle W., 36, Kosmetikerin aus Karlsruhe mehr als positiv: „Für mich war mein Umzug letztes Jahr ein echter Neustart. Ich hatte einen neuen Job gefunden, den ich wirklich gerne mache. Dazu kam eine schöne helle Wohnung mit Holzböden und großem Balkon. Das habe ich als Chance gesehen, in einer anderen Stadt sozusagen noch mal neu anzufangen. Neues Spiel, neues Glück, habe ich mir gesagt. Und irgendwie bin ich wohl so motiviert an die Sache herangegangen, dass der Umzug selbst und die Vorbereitungen auch richtig gut liefen. Und mittlerweile kenne ich schon einige sehr nette Leute hier, und einer könnte sogar mein neuer Traummann sein.“
Ein Umzug ist für viele der in der Umzugsmarktstudie Befragten auch ein Auslöser, ihre bisherigen Vertragsverhältnisse zu Dienstleistern zu hinterfragen und gegebenenfalls auszutauschen. Das schließe auch oft langjährige Vertragsbeziehungen mit ein, so Mühlenberg.
Gerhard D., 42, Einkäufer aus Lübeck erzählt: „Ich bin dieses Jahr innerhalb meiner Stadt umgezogen und habe das zum Anlass genommen, endlich einmal all meine Verträge zu überprüfen. Ich habe den Stromanbieter, die Hausrat-Versicherung und die Bank gewechselt, weil das so für mich günstiger war. Von einem Teil der Ersparnis leiste ich mir jetzt zwei mal im Monat eine Putzhilfe. Ich wollte mich schon lange einmal um diese Dinge kümmern, aber manchmal schiebt man so etwas einfach vor sich her, genau wie die Steuererklärung.“
Kein Umzug ohne Ausgaben
Auch wenn zwei Drittel der Befragten ihren Umzug an sich, d.h. ohne Folgekosten wie Möbel, für unter 1.000 Euro realisieren, planen doch viele, beim nächsten Umzug auf professionelle Unterstützung zurückzugreifen. Hierbei stehen Renovierungs- und Transportdienstleistungen ganz oben auf der Rangliste.
Lampen, Möbel, Teppiche und Accessoires/Kleinteile werden laut Umzugsmarktstudie am häufigsten im Zusammenhang mit einem Umzug gekauft. Küchen machen einen der größten Kostenblöcke aus. Fast die Hälfte derer, die eine Einbauküche gekauft haben, gab dafür über 5.000 EUR aus.